Auf den Spuren Ernst Mays

05.05.2012

Auf den Spuren Ernst Mays

Schüler erkunden die Welt des berühmten Architekten

Koffer packen und auf Zeitreise gehen hieß es im übertragenen Sinne für die Schüler der Geschwister-Scholl-Schule. Mit Hilfe des Ernst-May-Koffers ging es auf architektonische Erkundungstour durch Frankfurt.

Heddernheim.
























28 Schüler der Geschwister-Scholl-Schule vor dem Ernst-May-Haus. Foto: Rüffer

Im Garten des Ernst-May-Hauses sitzen bei strahlendem Sonnenschein 28 Schüler der Geschwister-Scholl-Schule auf Bänken. Die ausgefallene Unterrichtsstunde soll den Schülern den berühmten Frankfurter Architekten Ernst May näherbringen. Zuerst wird abgefragt, was die Schüler bereits gelernt haben. Ernst May wurde 1886 in Frankfurt geboren, das wissen alle. Auch, dass unter seiner Leitung 15 000 Wohnungen in Frankfurt aufgrund der damaligen Wohnungsnot gebaut wurden, erklären die Schüler stolz. Eine der berühmtesten Erfindungen darf natürlich in dem Wissenstest nicht fehlen: Die Frankfurter Küche, in der ein ausklappbares Bügelbrett an der Wand hängt und die Fensterrahmen blau gestrichen sind. Aber auch darüber wissen die Kinder Bescheid.

Interessantes Projekt

Ein Jahr lang hat Kunsthistorikerin und Projektleiterin Nina Blum an dieser unterhaltenden Art von Unterricht gefeilt. "Kinder muss man für so etwas begeistern. Wenn man Leben in das Projekt bringt, wird es erst interessant." Das Projekt "May macht Schule" der Ernst-May-Gesellschaft absolviert nun den ersten Testlauf mit der Klasse 5a der Geschwister-Scholl-Schule. Überrascht von der Begeisterung der Kinder war Blum nicht, aber davon, wie Kinder die May-Häuser wahrnehmen. "Die projizieren ihre eigene Welt in das Haus. Da heißt es dann, "so ein Bügelbrett müsste meine Mutter nicht schleppen" oder "bei uns zu Hause ist das anders". Auch für die Zukunft schmiedet der Verein bereits Pläne. "Wir wollen das Kinderprojekt gerne auf andere Grundschulen und höhere Schulen ausweiten und den Ernst-May-Koffer unter die Kinder bringen."

Der Ernst-May-Koffer enthält alle wichtigen Informationen über den Frankfurter Architekten in kinderfreundlichen Texten sowie Bilder und eine Metallschütte – typisches Utensil aus früheren Küchen.

Einen May-Koffer für jede Schule – das wäre der Wunsch der Erfinder. "Die Lehrer sollen das als Anreiz nehmen, eine Projektwoche daraus zu machen. Allerdings gibt es Probleme mit der Finanzierung. Wir suchen Sponsoren, die die Kosten übernehmen", erklärt der Vorstandsvorsitzende der Ernst-May-Gesellschaft Eckhard Herrel. Die Testfahrt des Projekts wurde von der Gesellschaft selbst bezahlt. "Aber wir haben, genau wie die Schulen, nur eingeschränkte Mittel."

Für die Lehrerin Monika Sille bedeutet das Projekt mehr als stures Pauken. "Die Kinder sehen jetzt manche Sachen anders. Es ist wichtig, dass sie mit offenen Augen durch das Leben gehen. Alle waren richtig beeindruckt von den Erfahrungen", erklärt Sill ihre Bereitschaft bei dem Projekt mitzumachen.

Praktische Tipps

Und was für unterschiedliche Eindrücke die Kinder gesammelt haben, merkt man, sobald man sie danach fragt. "Ich fand das Bügelbrett praktisch. Das war zum Aufklappen", sagt Leonardo (11). Akif (11) findet vor allem die blaue Farbe an den Fensterrahmen toll. "Die soll Fliegen abhalten." "Mir haben die Räume nicht gefallen. Die waren viel zu klein", kritisiert Murat (11). Wahyu (11) hingegen sieht darin einen Vorteil: "Das ist eng und praktisch. Da muss man nicht so viel laufen, sondern einfach nur seine Hand ausstrecken." Eine Schülerin in der Gruppe wohnt sogar in einem May-Haus. "Ich finde das cool. Aber unser Haus sieht von innen ganz anders aus als früher. Außen ist es aber noch gleich", erklärt Alisja (11). Nachdem die Schüler den anwesenden Gästen ihre selbstgestalteten Plakate zu Ernst May und ihre selbstgebastelten May-Häuser vorgestellt haben, geht es auch schon wieder zurück in die Schule, die passend zum Projekt von einem Freund von May, Ludwig Landmann, gebaut wurde.

fni

(fni)