Kunstprojekte

Vom Schandfleck ...

... zum Kunstwerk

Gegenüber der „Geschwister-Scholl-Realschule“ befindet sich die

U-Bahn-Station „Römerstadt“.

Durch Schmierereien hatte sich diese Station zum Schandfleck für den Stadtteil entwickelt und stellte auch für die Geschwister-Scholl-Schule in ihrem Eingangsbereich kein Renommee dar.

Anstatt sich ständig über den unhaltbaren Zustand der U-Bahn-Station zu beklagen, entwickelte die Schule mit der Stadt Frankfurt eine gemeinsame Idee, die U-Bahn- Station durch ein Schulprojekt neu zu gestalten.

Das Projekt

In einem Gespräch zwischen Vertretern der „Stabsstelle Sauberes Frankfurt“ und der Schule wurden die Möglichkeiten für eine Realisierung des Vorhabens erörtert. Man legte sehr schnell die Aufgabe der GSS für das Projekt fest: Die Stirnseiten des Eingangs zur U-Bahn-Station „Römerstadt“ sollte durch die Schule gestaltet werden. Die Fachkonferenz Kunst wurde mit der Realisierung des Projektes beauftragt. In einem Wettbewerb unter den Schülerinnen und Schüler unserer Schule wurden im Rahmen des Kunstunterrichtes als auch in Eigeninitiative Entwürfe für die Gestaltung der Wände vorgelegt.

Für die inhaltliche Gestaltung wurden die Themenstellungen vorgegeben:

  • „Römer in Frankfurt“ unter Bezug zum Namen der Haltestelle;
  • „U-Bahn“, da es sich um den Eingang zu derselben drehte;
  • „Ein– und Durchblicke durch die Wände“ zum optischen Aufbrechen der massiven Wände und
  • „Wahrzeichen der Stadt“.

Und schließlich sollte es auch eine inhaltliche Verbindung geben zwischen der Schule und der Wandgestaltung vor dem Eingang zur Schule.

So kamen im Laufe einiger Wochen aus vielen Klassen 50 verschiedene Entwürfe zusammen, bunt und einfallsreich.

Auswahl einiger Entwürfe:

In verschiedenen Gesprächen zwischen den Lehrkräften für Kunst, den Schülern und der Schulleitung wurden drei „Siegerentwürfe“ gekürt. Und daraus sollte eine Einheit werden. Diese Bilder bestachen durch ihre Dynamik und die darin enthaltene Bewegung. Sie wurden zur Grundlage für die weitere Bearbeitung.

So entstand das Motiv für die Wandgestaltung
„Schwebende Figuren vor und über der Skyline Frankfurts

Motiv

und bestimmte die weitere Entwicklung des Projektes. Allen Beteiligten war sehr schnell deutlich, wie wichtig „in Bewegung befindliche Figuren“ für die Gesamtgestaltung der Wand waren. Gleichzeitig hatten sich zwei Grundelemente für die Überarbeitungen herauskristallisiert:

A) menschliche Figuren, die sich in Bewegung befinden;
B) die Skyline Frankfurts sollte erkennbar sein;

Im weiteren Projektverlauf wurden die Figuren nun gezeichnet, biologisch korrekt an den Gelenken in die einzelnen Körperteile „zerlegt“ und diese dann mit Briefklammern wieder verbunden.

Das Ganze wurde zunächst im DIN A 2 Format gezeichnet, um es sich auch auf einer großen Fläche vorstellen zu können. Denn immerhin galt es, eine Fläche von etwa 30 m Länge und rund 3,50 m Höhe zu gestalten. Bei einem „Ortstermin“ wurden nun Schablonen verschiedener Größen und ihre Wirkung an der Wandfläche begutachtet, bis das Ergebnis feststand: Eine „Skyline“ in der Höhe von 0,4 m bis 1,4 m wurde aufgesetzt auf einen Sockel von ca. 0,5 m Höhe. Die Figuren wirkten am besten, wenn sie eine Größe von ca. 1,5 m hatten.

Noch aber war nicht klar, welche Farben Verwendung finden sollten. Anstoß zur Farbwahl gab dann der Architekt unseres neueren Schulgebäudes, der sich bei der Gestaltung für Blau-Gelb entschieden hatte. Diese beiden Farben begegnen den Schüler Tag für Tag im Inneren unserer Schule. Außerdem wurde eine freundliche, warme Farbgebung angestrebt. Denn im Unterricht hatte man in diesem Zusammenhang auch über die Wirkungen von Farben auf die Psyche des Menschen gesprochen. Hier wollte und konnte sich keiner nun aggressive Farben vorstellen. Und auch die Stadt war zufrieden.

Bei einem erneuten Ortstermin, auch im Beisein von Vertretern des RMV und der „Werkstatt Frankfurt“, konnten wir unsere Vorstellungen darlegen und fanden positive Resonanz. In Absprache mit der „Werkstatt Frankfurt“ wurde über die Farbgestaltung entschieden: Über einem farblich neutralen Sockel sollte ein farbenfrohes Band aus 5 Tönen mit jeweils 0,5 m Breite entstehen, angefangen mit einem leuchtenden Gelb über Orange bis hin zu zunächst hellen und dann dunklen Rottönen. Um die große Fläche nun aber nicht zu bunt werden zu lassen, wählten wir für die „Skyline“ ruhige Blautöne. Die Figuren, insgesamt 14 an der Zahl, leuchten jetzt in „unserem Gelb und Blau“.

Der Schule war allerdings bewusst, dass die Finanzierung nicht allein durch sie zu stemmen war. Die Frage der Materialbeschaffung und die Frage nach fach- und sachkundiger Unterstützung unserer Schülerinnen und Schüler als auch der beteiligten Lehrkräfte, die hierbei dringend erforderlich wäre, musste abgeklärt werden.

Mit der „Stabsstelle Sauberes Frankfurt“ konnten die Finanzierungsmöglichkeiten und fachlichen sowie sachlichen Hilfestellungen abklärt werden.

Mitarbeiter der „Werkstatt Frankfurt“ haben zunächst die gesamten Flächen neu anlegt und so gestrichen, dass ein Durchschlagen der früher verwendeten Farben und Sprays nicht zu befürchten war. So konnten sich die Schüler und Schülerinnen mit den Lehrkräften auf die gestalterische Seite, d.h. auf die Darstellung der „Skyline“ und der Figuren konzentrieren

Mit der Einbeziehung der fachlich versierten Mitarbeiter der „Werkstatt Frankfurt“ wurde noch ein anderer Aspekt verbunden: Unsere Schülerinnen und Schüler erhielten während ihrer Arbeit Hinweise und Tipps von den Fachleuten und erfuhren auf diese Weise eine „Mini-Schnupper-Lehre“ unter sehr realistischen Voraussetzungen. Denn das Werk, an dem sie arbeiteten, stand in der Öffentlichkeit, wurde stets von der Öffentlichkeit begleitet und kommentiert.

Schritt für Schritt, Fläche für Fläche nahm die „Sache“ Gestalt an. Aus der durch die vielen Schriftzüge und Signets unansehnlichen Wand wurde ein tolles Schmuckstück.

Bereits während des Projektes haben alle Beteiligten erfahren dürfen, dass Ihre Arbeit aufgefallen ist:

Diverse Frankfurter Zeitungen haben sich in der Berichterstattung abgewechselt, das Fernsehen war mit der „Hessenschau“ dabei, sogar eine Offenbacher Zeitung kam und berichtete über die Aktivitäten der „Geschwister-Scholl-Schüler“ aus Frankfurt am Main.

Mindestens ebenso stolz war man aber auch über die vielen positiven Kommentare aus dem Mund der Passanten. Voller Lob waren sie über das Engagement der Schüler und ihrer Lehrer, sogar voller Bewunderung für solchen Einsatz.

Und was hat es den Schülern gebracht?

Aus der Sicht der Pädagogen war es ein Projekt „nahe am Alltag“, in dem die beteiligten Schülerinnen und Schüler in einer konkreten Aufgabenstellung ihr Wissen und Können, viel mehr aber noch ihre Ideen einbringen konnten. Dabei war zu beobachten, wie der Umgang mit dem vorher genau durchdachten Werkzeug, hier den Schablonen für die Skyline und die Figuren, die Kreativität förderte. So entstanden, aus der Anwendung heraus, einfach durch Ausprobieren, neue Motive, wie sie zuvor nicht konzipiert waren. Dadurch gewann die gesamte Arbeit als auch die Darstellung enorm an Aussagekraft und Ausstrahlung.

Gleichzeitig aber war es den Schülerinnen und Schülern bewusst, dass sie in ihrer Arbeit sehr genau sein mussten, um nicht den Gesamteindruck zu verderben. Das begann mit dem exakten Umgang mit Lineal, Lot und Wasserwaage, um die Senkrechten der „Skyline“ auch senkrecht darzustellen. Denn schließlich gaben diese Linien den Hintergrund für die sich davor bewegenden Figuren und mussten somit für das Auge eine Orientierungsmöglichkeit bieten.

Die Geschwister-Scholl-Schule freut sich, dass ein solches Projekt in der Öffentlichkeit als auch in der restlichen Schülerschaft mit großem Interesse verfolgt wurde und hohe Wertschätzung erfahren hat.

Das Projektteam: