Eine verkannte Schulform

21.07.2015

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Von Sandra Kathe

Mit einem großen Sommerfest feiert die Geschwister-Scholl-Schule am morgigen Mittwoch ihr 60-jähriges Bestehen als Realschule. Mit dieser Schulart heutzutage erfolgreich zu sein, erfordert ein starkes Profil.

Noch vor einem Jahr machten die Schülerzahlen fürs neue Schuljahr der Schulleitung der Geschwister-Scholl-Schule mächtig zu schaffen. Zum ersten Mal war für die Realschule, die in jedem Jahrgang drei Klassen aufnimmt, klar: Die Zahl der Anmeldungen reicht bei Weitem nicht. Es kamen nur zwei fünfte Klassen zustande. Seitdem hat sich an der Schule, die jetzt ihr 60-jähriges Bestehen als reine Realschule feiert, viel getan. Wo 2014 drei Klassen nicht zustande kamen, hätte man nun locker vier füllen können.

„Wir haben festgestellt, dass man ohne Werbung nicht mehr zurechtkommt, wenn man als reine Realschule überleben will“, erklärt Arthur Rostek – Deutschlehrer und seit neuestem Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit – den beachtlichen Wandel. Denn die Schule, die bereits 1930 gebaut worden war und nach dem Krieg erst 1955 wiedereröffnete, genoss damals im Stadtteil einen richtig guten Ruf und lockte bereits über 500 Schüler aus der Römerstadt an. Ihren Namen in Erinnerung an die ermordeten Widerstandskämpfer Sophie und Hans Scholl erhielt sie 1964.

Um an diese Erfolgsgeschichte anzuknüpfen, hat die Schule nun begonnen, vermehrt Elterninformationen an Grundschulen zu organisieren. Dabei stellte sie fest: „Viele Eltern haben heute ein falsches Bild von der Schulform und wollen ihre Kinder darum lieber auf Gedeih und Verderb im Gymnasium unterbringen“, so Rostek.

Vorurteil „Restschule“

Aber die Vorurteile, die Realschule sei eine „Restschule“, sagt Rostek, seien überholt: „Wir tun alles, um unseren Schülern nach der zehnten Klasse den Übergang in die gymnasiale Oberstufe oder die Fachoberschule zu ermöglichen“. Gerade die diesjährige Abschlussklasse zeige den Erfolg der Schule bei diesem Vorhaben: Von 75 Zehntklässlern machen 30 Prozent an einem der umliegenden Gymnasien ihr Abitur, 40 Prozent wechseln in eine Fachoberschule. Für das Kollegium und Schulleiter Dietmar Brettschneider ist das eine Bestätigung der vorhandenen Pädagogik und Förderkonzepte.

Die Tendenz, Haupt- und Realschulen mehr und mehr zusammenzulegen, hält Brettschneider für falsch. „Die individuelle Förderung unserer Schüler gelingt uns am besten, wenn wir uns auf den Schülertyp konzentrieren können. Die Schüler, die Hauptschulabschluss machen wollen, müssen gerade in praktischen Bereichen ganz anders gefördert werden.“

Schöner Schulgarten

Obwohl das Angebot an der Geschwister-Scholl-Schule ein umfangreiches ist. „In unserem Wahlpflichtangebot nutzen wir etwa die Nähe zur Nidda, um mit den Schülern Wasserproben zu entnehmen und zu analysieren. Außerdem bewirtschaften wir einen Schulgarten, der erst in diesem Jahr auf Platz 2 der schönsten Schulgärten der Stadt gewählt wurde“, sagt Rostek.

Der Förderschwerpunkt, gerade in den 5. und 6. Klassen, ist Sprache und Spracherwerb. „In diesem Alter werden die Klassen in zwei Gruppen aufgeteilt und in Deutsch von zwei verschiedenen Lehrern unterrichtet, um sich intensiv um alle zu kümmern, auch um die, deren Muttersprache nicht Deutsch ist“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Felicitas Hüsing. Mit den Angeboten wehrt sich die Schule gegen den Ruf als „Brennpunktschule“. Denn auch wenn sie in einem Teil der Stadt liegt, wo mancher schwierige Schüler vermutet, sind die Lehrer mit den Ergebnissen der Kinder sehr zufrieden.

Ihr 60-jähriges Bestehen als Realschule feiert die Geschwister-Scholl-Schule am Mittwoch, 22. Juli,von 17 bis 20 Uhr auf dem Schulgelände in der Hadrianstraße 18.